Von Puerto Natales ging es für uns weiter nach Punta Arenas, genauer gesagt zur Fähre nach Feuerland. Feuerland wurde 1881 entlang des Meridian 68° 36′ zwischen Chile und Argentinien aufgeteilt. Auch wenn der größere Teil der Inselgruppe zu Chile gehört, leben dort nur etwa ein Zehntel der Menschen im Vergleich zum argentinischen Teil. Zugang nach Feuerland gibt es über zwei Fährverbindungen vom Chilenischen Festland aus oder per Flugzeug.
Von Punta Arenas nehmen wir am 02. Dezember die erste Fähre um 09:00 Uhr und kommen zwei Stunden später in Porvenier auf Feuerland an. Auf einer guten Schotterpiste fahren wir bei starkem Wind und Sonnenschein durch die einsame und sehr schöne Landschaft. Unser erstes Ziel ist ein Reservat, in dem eine kleine Kolonie von Königspinguinen lebt. Außerhalb der Antarktis sind diese stolzen Vögel normalerweise nicht anzutreffen. In der Bahia Inutil, einer einsamen, windigen Bucht werden sie von den Park Rangern gut behütet. Besucher dürfen nur nach Voranmeldung und in kleinen Gruppen auf das Gelände. Wir haben Glück und dürfen uns spontan noch einer Besuchergruppe am späten Nachmittag anschließen. Die Kolonie hat sich in den geschützten Dünen versammelt und wartet, wie wir, dass der Wind abebbt. Durch Ferngläser sehen wir Pinguine jeden Alters, die kleinen braunen plüschigen Jungtiere sowie die stolzen Erwachsenen mit ihrem glänzenden schwarz-weiß-gelben Federkleid.
Mit einem breiten Grinsen sitzen wir – vom Wind durchgepustet – etwas später wieder im Fox. Mit der Abendsonne fahren wir noch ein Stück weiter entlang der Schotterstraße, vorbei an der Estancia California und unzähligen Schafen, auf einen Campingplatz nach Camerun. Wir treffen dort ein Chilenisch-Niederländisches Paar, das bereits ein Feuer angezündet hat… es reicht leider nicht, um uns bei 5°C und einsetzendem Regen zu wärmen. Wir verziehen uns bald in den Fox und machen die Heizung an. Sobald die Sonne am nächsten Morgen wieder am Himmel steht, ist es wärmer und wir starten langsam in den Tag.
Der eigentliche Plan, die Schotterpiste weiter Richtung Osten zum Lago Blanco zu fahren und danach nach Argentinien einzureisen geht leider nicht auf. Der Grenzübergang ist seit der Pandemie nicht wieder eröffnet worden. Wir drehen also in Camerun um, und überqueren die Grenze etwas nördlicher bei San Sebastian. Im Fernsehen wird gerade ein Fußballspiel der Argentinischen Mannschaft übertragen, die das Interesse aller Anwesenden komplett auf sich zieht und die Grenzabfertigung läuft sehr zügig 😉 Als wir in Rio Grande ankommen, ist klar, wer gewonnen hat. Der Auto-Korso ist hier allerdings um einiges größer als im verschlafenen El Chaltén.
Am nächsten Tag fahren wir die letzten Kilometer zum südlichsten Punkt unserer Reise. Auf dem Weg nach Ushuaia, fahren wir vorbei am Lago Fagnano über den dunkle Rauchschwaden ziehen. Der Wald nordöstlich des schönen Sees brennt seit einigen Tagen und kann wegen des anhaltend starken Windes nicht gelöscht werden. Es ist sehr beklemmend durch die rauchige Luft zu fahren und wir hoffen, dass das “Feuerland” bald wieder gelöscht werden kann.
Die Berge die Ushuaia umgeben, halten den Rauch fern und wir fahren mit einem unglaublich warmen Abendlicht hinein in die kleine, bunte Stadt – am Ende der Welt. Zumindest aus Argentinischer Sicht, ist sie das 😉
Gegenüber, auf der anderen Seite des Beagle Kanals – noch etwas weiter im Süden gibt es noch kleinen Ort, den ich gerne besucht hätte: Puerto Williams. Aber auch hier ist die Grenze nach Chile noch nicht passierbar. Weiter südlich geht es für uns daher nur noch auf einer Schotterstraße durch den Tierra del Fuego Nationalpark. Wir machen Halt an der historischen Eisenbahn und dem südlichsten Postamt der Welt. Von hier startet ein toller Küstenwanderweg, den wir ein Stück entlang laufen. Über Nacht finden wir einen ruhigen Stellplatz im Nationalpark – an der schönen Laguna Verde.
In Ushuaia und Umgebung kann man einige Tage oder auch Wochen verbringen. Es gibt schöne Wanderwege, Bootsausflüge und auch die Möglichkeit, ein Kreuzfahrtschiff zur Antarktis zu borden. Ein sehr exklusives Reiseerlebnis, das uns allerdings so gar nicht reizt. Für die Kälte sind wir nicht gemacht und im Hafen sehen wir ein Schiff liegen, das ein paar Tage zuvor von einer Monsterwelle getroffen wurde. Einige Scheiben am Bug des Kreuzers sind mit Brettern vernagelt. Ein Mensch kam bei dem Unfall ums Leben.
Wir verbringen noch zwei sehr entspannte Tage in Ushuaia zusammen mit anderen Weltenbummlern, gut betuchten Antarktis-Reisende und allen anderen, die es in dieses freundliche Städtchen zieht. Das Wetter bietet alles was es im Repertoire hat: Sonnenschein, T-Shirt-Wärme, Kälte, Wind, Nieselregen und auch ein wenig Schnee und das alles an einem Tag. Ganz so, wie es in den Reiseführern geschrieben steht. Es ist noch nicht allzu viel los in der Gegend und wir bekommen überall einen schönen Stellplatz für den Fox und für uns auch ohne Reservierung einen Platz in einem netten Restaurant zum Königskrabbe und Miesmuschel essen. An jedem Tag wird der Ushuaia Schriftzug an der “Promenade” immer weihnachtlicher geschmückt.
Vom Parkplatz am Playa Larga haben wir am letzten Abend in Ushuaia noch einmal einen tollen Blick auf die Stadt, den Kanal und die Bergkulisse, die alles umgibt. Pferde grasen vor uns in den Hügeln und wir haben das Gefühl, an einem ersten Ziel unserer Reise angekommen zu sein. Umso schwerer fällt es uns den Rückweg zu planen. Wir wissen, dass wir beide nun in die Wärme, an die Pazifikküste Chiles wollen und dass ein langer Rückweg durch Argentinien vor uns liegt.
Hallo Ihr Beiden!
Glückwunsch zum Erreichen des Südzipfels!
Während sich in Deutschland inzwischen der Schnee breit gemacht und die Kälte Einzug gehalten hat sehen wir hier einmal mehr beeindruckende Bilder! Wie klein die Welt doch ist sieht man auch an der Meldung über die Monsterwellen-Begegnung der Viking Polaris, darüber wurde auch hierzulande in den Medien berichtet.
Weiterhin eine gute Reise und einen schönen 4. Advent !
Danke Andreas! Wir freuen uns sehr, dass Du uns so treu folgst 😊. Wir sind inzwischen schon ein gutes Stück weiter nördlich. Wir kommen unserem nächsten Ziel näher und es wird täglich wärmer. Zum 4. Advent mag das allerdings nicht so recht passen … Liebe Grüße in die Kälte und den Schnee und habt eine schöne Weihnachtszeit 🎄