Nach unserem Besuch in Machu Picchu fahren wir ein Stück zurück durch das heilige Tal (>> Valle Sagrado) und an den schönen Salinen von Maras vorbei nach Cusco. Wie wir auf einer Stadtführung lernen, war Cusco für die Inkas der “Nabel der Welt”. Von hier aus wurde das gesamt Reich von Argentinien und Chile, bis hinauf nach Ecuador und Kolumbien gesteuert.
Von Cusco aus führte ein Straßennetz von fast 45 Tausend Kilometern in alle Himmelsrichtungen. Waren wurden von der Küste zum Hochland und vice versa transportiert, Nachrichten wurden von Läufern in einer erstaunlichen Geschwindigkeit zwischen den Städten übermittelt. Auf den Straßen Cuscos sind heute Pfeile aus Metall eingelassen, die in die vier Regionen des Inka-Reiches weisen.
In der Stadt sieht man an vielen Stellen auch noch Mauern und Fundamente aus der Inkazeit. Sie sind sehr gut daran zu erkennen, dass die Steine sehr präzise aneinandergefügt und nicht mit Mörtel verbunden wurden. Der zwölfwinklige Stein in der Nähe des Plaza de Armas ist ein wunderbares Beispiel für diese einmalige Bauweise, die sogar einige Erdbeben überstehen kann.
Die europäischen Bauten tuen sich da schwerer. 1970 wird Cusco von einem schweren Erdbeben fast zur Hälfte zerstört. Die Inkafundamente halten, aber fast alle Kirchen verlieren ihre Türme. Sie wurden bis heute nur zur Hälfte wieder aufgebaut, d.h. die meisten Kirchen in Cusco haben nur noch einen Turm. In Summe gibt es übrigens 16 katholische Kirchen in der Stadt, was darin begründet ist, dass die Spanier nach ihrer Eroberung der Stadt alle Paläste und heiligen Stätten der Inkas abgerissen und eine Kirche darüber gebaut haben. Und es gab viele Paläste der Inka-Könige in der Stadt. Denn wenn ein König verstarb, lebte dieser in mumifizierter Form weiter mit seiner Familie in seinem Palast und der neue König musste sich ein neues Heim bauen. Es kam auch vor, das zwei tote Könige sich trafen um zu plauschen oder um die Götter um Hilfe zu bitten. Dazu wurden ihre Mumien einfach in den gleichen Raum getragen. Etwas zum Essen und Trinken wurde natürlich ebenfalls gereicht, damit die Toten keinen Hunger und Durst leiden mussten.
Cesar unser Stadtführer zeigt uns auf einer Zeichnung, dass die Stadt in der Form eines Pumas angelegt wurde, dem größten und stärksten an Land lebenden Tier, das für die Menschen hier bis heute Mutter-Erde (Pachamama) repräsentiert. Den Kopf bildet ein Hügel im Norden der Stadt, auf dem die Ruinen einer großen Tempelanlage zu sehen sind. Unser Campingplatz liegt ebenfalls auf diesem Hügel direkt neben den Ruinen.
Die Arbeitskraft, die notwendig war, um solche Bauwerke zu vollbringen, wurde nicht etwa von Sklaven oder Kriegsgefangenen, sondern von den Menschen im Inkareich erbracht. Sie zahlten ihre Steuern in Form von Arbeitsleistungen am Reich. Den Inka-Herrschern standen so, mit dem wachsenden Reich, auch immer mehr Arbeitskraft zur Verfügung, um die bestehende Infrastruktur zu erhalten und weiter auszubauen. Sie mussten nur die richtige Entscheidung treffen, in welche Projekte die Arbeitskraft investiert werden sollte.
Während unserer Stadtführung lernen wir auch viel über das heutige Leben der Menschen in Cusco. Daniel ist besonders angetan von der Tatsache, dass die erste Schule des Landes, die noch heute in “Betrieb” ist in zwei Schichten funktioniert. Kinder absolvieren den Unterricht entweder von 08:00 bis 13:00 Uhr oder von 13:00 bis 18:00 Uhr. Daniel wäre definitiv in der letzten Gruppe gewesen, wenn er hätte wählen können, ich in der am Morgen 🙂 Fußball steht an dieser Schule ebenfalls auf dem Lehrplan. Ein Sport, der das heterogene Land angeblich vereint, so wie das Essen, wie wir später erfahren.
Cesar führt uns auch zum lokalen Markt, auf dem man so ziemlich alles kaufen und auch gut essen kann. An kleinen Ständen werden Frühstück, Säfte und auch warme Mahlzeiten angeboten. Wir probieren noch am gleichen Abend einen leckeren Salat aus Gemüse und Huhn.
Die Regenbogenflagge, die wir in den Straßen sehen ist übrigens die offizielle Flagge der Stadt. Sie ähnelt der Fahne der LGBTIQ+ Bewegung, hat aber einen hellblauen Streifen mehr und wurde in den 70er Jahren vom Betreiber des Radiosenders Tawantinsuyu entworfen. Er präsentierte sie auf der 25. Jubiläumsfeier des Senders und die bunte Flagge wurde daraufhin von den Einwohnern Cuscos in den Alltag übernommen. Besonders im Juni, wenn die historischen Festlichkeiten zur Sonnenwende begangen werden, ist die ganze Stadt mit den schönen bunten Flaggen geschmückt.
In den nächsten Tagen erkunden wir Cusco noch ein wenig auf eigene Faust. Das Viertel San Blas ist besonders schön hergerichtet mit kleinen Gassen, vielen Geschäften von Künstlern und ebenfalls einem kleinen Markt, auf dem man sehr gut essen kann.
Am Plaza San Blas trinken wir Kaffee im “Xapiri Ground”, einem kleinen Café und Kunstmuseum, das Menschen aus der Urwaldregion des Landes unterstützt. Ich freue mich über eine kleine Fotoausstellung, die Studenten in einem Projekt mit Kindern aus dem Amazonasgebiet erstellt haben. Eher gesagt haben die Studenten Kameras und eine Einweisung an die Kinder gegeben, und die Kinder haben dann selbst Fotos aus ihrem Alltag gemacht. Sehr interessant 😉
Von unserem Campingplatz aus ist es nicht weit bis zum Aussichtspunkt am Cristo Blanco, einer 8 Meter hohen Christus Statue, die wie in Rio, ihre Arme schützend über die Stadt breitet. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf Cusco, besonders wenn man zuvor bereits die Stadt zu Fuß erkunden konnte.
Hinter Christo geht es weiter hinauf in die Berge, zum Mond-Tempel, bzw. dessen Ruinen. Ein netter Ort, am Übergang zwischen Stadt und Natur. Man kann von hier einen Ausritt auf Pferden, eine Mountainbike-Tour oder einfach einen Wanderung unternehmen.
Für uns geht es zurück auf den Campingplatz, der sehr ruhig oberhalb der Stadt liegt und auf dem wir auch wieder Gelegenheit haben, uns mit anderen Reisenden auszutauschen, die wir neu kennenlernen, oder wieder treffen.
Wir freuen uns besonders, als ein junges Paar aus der Schweiz mit ihrem Fiat Ducato neben uns parkt. Sie standen bereits in La Paz neben uns, aber mussten wegen Elektronikproblemen mit dem Tieflader abgeholt werden. Sie sagten bei der Ankunft in Cusco, sie seien jetzt arm aber glücklich, wieder fahren zu können 🙂 In solchen Momenten sind mal wieder sehr froh, wie zuverlässig uns der Fox bisher durch den Kontinent fährt und bereiten uns auf die nächste Etappe vor.
Wir wollen von Cusco aus hinabfahren an die Pazifikküste von Peru. Sharon und Kyle, die links von uns parken, haben da einige gute Tipps für uns, über die wir sehr dankbar sind. Nicht der schönste, aber ein sehr netter Ort um ein paar Tage zu verbringen – und unsere Wäsche wurde hier auch mal wieder gewaschen 😉