Am 29. Oktober nahmen wir die 23:00 Uhr Fähre von Puerto Montt nach Chaitén. Mit etwas Verspätung wurden gegen Mitternacht die wartenden Autos und Lastwagen, eins nach dem anderen, im Unterdeck und auf dem offenen Ladedeck einsortiert. Wir durften „oben“ bei den großen Lastwagen stehen. Sobald unsere Räder mit Spanngurten fixiert waren, haben wir uns erst mal ein paar Stunden schlafen gelegt. Beim Zwischenstopp in Ayacara, kurz nach Sonnenaufgang, sind wir aus dem Fox gekrabbelt und haben uns mit einem heißen Kaffee aus der Cafeteria an Deck gesetzt. In der Sonne war es einigermaßen warm, trotz eines starken Windes. Bis Chaitén waren es noch vier Stunden, in denen wir die Aussicht genossen haben. Mit zwei Stunden Verspätung legten wir bei inzwischen bestem Wetter in Chaitén an und durften endlich auf die Carretera Austral fahren. Die erste Etappe führt uns auf einer Schotterpiste durch wunderschöne Landschaft in den Pumalín Nationalpark.
Für diese Nacht hatte ich uns eine kleine Hütte in einer Lodge im Nationalpark gebucht, inklusive Abendessen und Frühstück – Luxus 🙂 Die Lodge Caleta Gonzalo wurde, wie auch der Pumalín Nationalpark, von Douglas Tompkins gegründet. “Tompkins war ein US-amerikanischer Umweltaktivist und Öko-Unternehmer sowie Gründer und ehemaliger Chef der Textilmarken The North Face und Esprit Holdings Limited”. Insgesamt hat Tompkins zusammen mit seiner Frau 6 Nationalparks in Patagonien etabliert bzw. deren Einrichtung unterstützt, bevor er 2015 bei einem Kayakunfall ums Leben kam.
Wir genießen die Stunden in Caleta Gonzalo. Die Lodge liegt direkt an einem kleinen Fähranleger, dier die Gegend mit dem nördlichen Teil der Carretera Austral (bis Puerto Montt) verbindet. Für diese Verbindung hätten wir eine Woche später auch ein Ticket erhalten können, aber ich bin froh, dass wir schon dort waren. Für die Reisenden, die auf die Fähre wollen, bzw die am Anleger ankamen, war das Café der Lodge auf jeden Fall eine feste Anlaufstelle. Hier gab es nicht nur Kaffee, einen heißen Ofen und etwas zum Essen, sondern auch Informationen zum Nationalpark. Das Büro des Nationalparks gegenüber hatte (noch) geschlossen.
Generell stehen wir auch in Chile sehr häufig vor „cerrado“ Schildern, an vielen Einrichtungen. Unser Plan, vor der Saison die Ruhe zu genießen, geht voll auf, mit allen Seiteneffekten. Schade ist nur, dass auch noch einige Wanderwege geschlossen sind, und wir so den einen oder anderen Gletscher, Wasserfall oder Vulkan “verpassen” oder aus der Ferne betrachten müssen.
Im Pumalín Park, machen wir auf jeden Fall drei kleinere Wanderungen. Bevor wir an der Lodge ankommen erkunden wir einen kurzen Weg mit uralten Patagonische Zypressen (Alerces) im fast unwirklich grünen, Dschungel-artigen Wald.
Am nächsten Tag steigen wir zum Chaitén Vulkan auf. In der vorangegangenen Woche war es in der Gegend sehr nass und kalt und so lag am Ende des Wanderweges noch etwas Schnee auf der Bergkuppe. Nach 650 Höhenmetern Aufstieg, empfing uns dort bei bestem Wetter, ein atemberaubender Blick auf den dampfenden Chaitén Vulkan und zwei kleinen blauen Seen darunter. Und wenn das noch nicht genug gewesen wäre, zogen direkt neben uns noch drei Kondore in der Thermik ihre Kreise – weiter den Berg hinauf. Wir blieben atem- und sprachlos erst mal ein paar Minuten stehen und genossen … .
An diesem Abend fanden wir einen traumhaften Stellplatz am Santa Barbara Strand mit Blick auf’s Meer und haben den Tag schon jetzt in die Top 10 unserer Reise notiert 🙂 Am nächsten Morgen zogen noch ein paar Robben am Strand an uns vorbei, bevor wir unsere Sachen packten und zum südlichen Gate des Nationalparks fuhren 🙂
Die Thermalbäder in der Amarillo Section des Nationalparks sind nach einem Erdrutsch leider noch nicht wieder eröffnet aber es soll viele schöne Wanderwege u.a. zu einem Gletscher geben. Auf dem Weg hielten wir noch einmal in Chaitén an der COPEC Tankstelle, wo wir auf einen Fernfahrer treffen, der uns auf unser Auto anspricht. Er ist in 3. Generation Deutscher, spricht noch fließend Deutsch und sagt uns, dass der schönste Teil der Strecke auf der Carretera nun vor uns liegt. Er muss leider noch einen Tag abwarten bevor er weiterfahren darf, denn es ist Feiertag in Chile. Das war wohl auch der Grund, warum wir auch am südlichen Gate des Pumalín Parks vor verschlossenen Türen standen. Wir fuhren aber dennoch ein paar Kilometer in die super schöne Anlage bis zum ersten Parkplatz. Dort stellten wir den Fox ab, da mir die folgende Holzbrücke sehr wackelig erschien und gingen zu Fuß weiter. Wir sehen den Gletscher bereits in der Ferne und wollen ein Stückchen näher ran. Aus einem kleinen Spaziergang wurde so eine 3-stündige Wanderung. Eine bessere Sicht auf den Gletscher bekamen wir leider nicht mehr, da uns die Zeit an diesem Tag schlichtweg ausging. Naja, es kann nicht immer alles perfekt laufen 😉 In dieser Nacht blieben wir direkt vorm Gate des Nationalparks stehen – dort hatten wir zumindest etwas Netz. Am nächsten Morgen wollen wir weiter in Richtung Süden.
Der Pumalín Park ist wirklich wunderschön, aber nur der erste von vielen Nationalparks, die wir entlang der Carretera Austral noch erkunden wollen.