Skip to content

Zwischen Vulkanen

Einige Kilometer hinter Futaleufú biegen wir wieder auf die Carretera Austral ab, diesmal in Richtung Norden. Zielstrebig steuern wir noch einmal den Stellplatz am schönen Playa Santa Barbara an. Es stehen bereits ein paar Reisemobile dort, aber ansonsten ist in der Gegend noch immer wenig los.

Am nächsten Morgen fahren wir früh zur Caleta Gonzalo. Anfang November haben wir hier eine Nacht in der schönen Lodge verbracht und sind danach zum Chaitén Vulkan gewandert. Dieses mal wollen wir hier auf eine Fähre. Die einzige Verbindung nach Hornopiren entlang der Carretera Austral.

Einige Tage zuvor konnten wir nur noch Tickets für uns und den Fox auf der Nachtfähre kaufen. Wir haben aber gehört, dass kurzfristig immer mal wieder Plätze frei werden und wollen unser Glück versuchen, auf die Fähre am Nachmittag zu kommen. Als wir in Caleta Gonzalo ankommen, ist es dort noch ruhig. In der kleinen Bucht ziehen einige Delfine ihre Bahnen und die Wolken verziehen sich langsam aus den umliegenden Bergen. Wir genießen die Aussicht und warten.


Irgendwann kommt ein engagierter Mitarbeiter der Fährgesellschaft (SOMARCO) mit seinem Pickup am Fähranleger an. Wir versuchen ihm unser Anliegen zu erklären – haben ein Ticket für die Nacht, würden aber gerne schon mit dem Fähre am Nachmittag fahren. Er schaut auf den Papierausdruck auf seinem Klemmbrett, schüttelt den Kopf und sagt, er kann nichts versprechen, aber wir sollen mal ans Ende der Schlange fahren, die sich inzwischen entlang der schmalen Schotterstraße den Berg hinauf gebildet hat.

Einige Stunden später klopft der sichtlich geschaffte SOMARCO Mitarbeiter an unser Fenster. Er hat inzwischen ca. 30 Autos und LKWs in die Richtige Reihenfolge gebracht und ist dabei etliche male den steilen Berg auf und ab gelaufen – immer mit seinem Klemmbrett mit der Reservierungsliste unterm Arm. Er sagt, wir sollen uns hinter einem kleinen Lastwagen einsortieren wenn es losgeht, versprechen kann er aber noch immer nichts.

Umso größer ist die Freude (auf beiden Seiten) als wir gegen 15:30 Uhr an ihm vorbei als Letzte über die Rampe auf die Fähre rollen. Wir müssen noch ein paar mal vor und zurück rangieren, bevor die Klappe hinter uns geschlossen werden kann.

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es dann doch, als wir feststellen, dass wir auf einer Direkt-Fähre gelandet sind. Sie fährt ohne Zwischenstopp nach Hornopiren und nicht durch alle Fjorde, die wir gerne im Tageslicht gesehen hätten. Aber die Überfahrt bei bestem Wetter, ruhigem Meer und netten Gesprächen mit anderen Reisenden ist dennoch sehr schön.

Warten auf die Fähre
Wir rollen als Letzte auf die Rampe
Adios Caleta Gonzalo


In Hornopiren stehen wir in der Nacht direkt im Ort an der kleinen Promenade mit einem schönen Panorama der Bucht und umliegenden Berge – und natürlich Vulkane. Auch die nächsten Tage sind geprägt von der Vulkanlandschaft mit Bergen, Fjorden, Seen und Flüssen. Leider sehen wir auch hier in den Fjorden sehr viele Lachsfarmen im Wasser. An Land reihen sich dafür unzählige schöne bunte Bienenkästen auf und die Blüten dazu sprießen nun überall um uns herum.

Kurz hinter Hornopiren machen wir Rast in einer von vielen heißen Quellen in der Region. In den schön angelegten „Termas“ kann man herrlich entspannen.

Oberhalb von Cochamó schwingen wir auf Riesenschaukeln übers Tal.

Vorbei am Lago Llanquihue und dem schönen Osorno Vulkan machen wir noch einen Stopp in Puerto Octay. Wunderschöne Tage!


Auf dem Weg nach Norden machen wir noch einen kurzen Abstecher in die Küstenstadt Valdivia. Irgendwo hatten wir gelesen, sie sei einen Besuch wert. Im Nachhinein, aus unserer Sicht, nicht wirklich 😉 Man sieht, dass die Stadt, eine der ältesten in Chile ist und eine lange Geschichte hat, unter anderem mit Deutschem Einfluss. Es ist allerdings auch unübersehbar, dass die Menschen hier ihr Hab und Gut mit hohen Zäunen oder Rollläden schützen. Auch wir stehen über Nacht hinter einem schweren Schiebetor auf einem kleinen privaten Campingplatz. Die Seebären hingegen fürchten die Menschen nicht. Sie halten ihr Nickerchen direkt auf der Promenade, ganz entspannt zwischen den Fußgängern und Geiern.


Noch einmal fahren wir ins Inland, in den etwas abgelegenen Conquillio Naitionalpark. Auf einem kleinen Campingplatz unter Pinien und zwischen noch gut erkennbaren Lavafeldern treffen wir Volker. Wir hatten ihn Ende September in Montevideo kennengelernt und uns nun hier zum Wandern verabredet. Allerdings müssen wir noch einen Tag „abwettern“, bevor wir in den Nationalpark hineinfahren, da sich die Berge um uns herum bald hinter Regenwolken verstecken. Aber zum Glück gibt es in der Nähe ein kleines Restaurant, in dem wir frische Forelle bekommen 🙂


Das Warten hat sich gelohnt. Der folgende Tag erwartet uns mit bestem Sommerwetter. Wir fahren durch die faszinierende Vulkanlandschaft, über schwarze Erde, vorbei an der Laguna Verde, und entlang der schimmernden Laguna Arco Iris (Regenbogen) bis zum Fuße des Sierra Nevada Vulkans.


Von hier aus machen wir eine sehr schöne kleine Wanderung durch den grünen Wald, bald durchsetzt von den beeindruckenden Araukairen Bäumen. Sie stehen hier wie riesige Regenschirme an den Hängen, mit den stachligen Ästen in ihren Kronen bis zu zwanzig Meter über uns. Die Chilenische Araukarie wächst nur sehr langsam und erst nach 100 Jahren beginnen die Bäume, die unteren Äste abzuwerfen. Auf der Wanderung treffen wir einen Chilenen, der erzählt, dass einige der Bäume um uns herum mehrere Tausend Jahre alt sind. Das Holz war lange Zeit sehr begehrt und so steht die Chilenische Araukarie heute leider auf der Roten Liste von bedrohten Pflanzen.


Umso mehr freuen wir uns, dass sie beim Aufstieg um uns herum so zahlreich zu sehen sind und die Aussicht auf den gegenüberliegenden Llaima Vulkan so wunderschön gestalten. Zum krönenden Abschluss, treffen wir beim Abstieg im Wald noch auf eine kleine Gruppe von Magellan-Spechten, das Männchen, unverkennbar mit einem feuerroten Kopf. Lautstark klopfen sie an die Rinden der Bäume, um an ihr Mittagessen zu gelangen.


Wir trinken am Bus noch einen Kaffee, verabschieden uns von Volker und fahren durch grünen Wald und Lavafelder hinaus aus dem schönen Nationalpark. Bis zu unserem „Ziel“ am Meer sind es von hier noch ein paar Tagesetappen. Aber wir sind mal wieder froh, diesen Abstecher zu den Vulkanen gemacht zu haben. Heiligabend verbringen somit irgendwo auf halber Strecke zum Pazifik auf einem Campingplatz, zur „Feier des Tages“ mit Pool und gutem Empfang für Video-Calls mit der Familie :). Gegen Abend verabschiedet sich der Besitzer des Campingplatzes. In Chile feiern die Menschen auch am 24. Dezember Heiligabend und er möchte nach Hause. Wir sind die einzigen Gäste und richten es uns gemütlich ein, mit Sekt, Snacks, BBQ und einer Flasche Vino.
🌟 Feliz Navidad 🌟

2 thoughts on “Zwischen Vulkanen”

    1. Danke Stephanie
      das werden wir gerne in die Tat umsetzen 😊 Ihr seid hoffentlich gut hineingekommen ins Neue Jahr und daß es noch besser weitergeht!
      Liebe Grüße aus Pichilému in Chile 👋🏼👋🏼

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *