In Salta haben wir beschlossen eines der Ziele anzusteuern, die wir vor Beginn unserer Reise bereits als absolutes „Muss“ fixiert hatten: die Iguazú (Spanisch) bzw. Iguaçu (Portugisisch) Wasserfälle. Das sind 20 große und mehr als 200 kleineren Wasserfälle, die sich über fast 3 Kilometer entlang des gleichnamigen Flusses an der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien erstrecken. Als 2011 die „7 Weltwunder der Natur“ auserkoren wurden, ist es für uns nun verständlich, dass die Iguazú-Wasserfälle dabei waren.
Wir hätten wir eigentlich im Oktober letzten Jahres von Uruguay aus bereits dort hin fahren können. Das wäre im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend gewesen. Aber zu Beginn unserer Reise hat es uns eher nach Patagonien gezogen und wir hatten uns damit arrangiert, dass wir wohl irgendwann einen Flug zu den Wasserfällen buchen werden. Denn auf der Route lagen sie nun nicht mehr so richtig. Also zumindest nicht auf der direkten Route 😉
Von Salta aus gibt es über die Ruta-12 jedoch eine recht gute Straßenverbindung in den Osten. Die 1.500 Kilometer lange Strecke geht teilweise für 500 Kilometer flach geradeaus. Erst gegen Ende wird es kurviger und extrem hügelig. Wir brauchten drei Tage bis Puerto Iguazú in Argentinien. Unterwegs gibt es nicht viel zu sehen, außer sehr grüner Landschaft und in unserem Fall einigen subtropischen Gewitterschauern. Wir haben also Hörbuch gehört und zwei Nächte an Tankstellen übernachtet, die in dieser Gegend verhältnismäßig schön angelegt sind und einigermaßen ruhige Stellplätze bieten.
Erst kurz vor Puerto Iguazú gab es dann doch noch etwas anzusehen: die Jesuitenreduktion in San Ignacio Miní. Im 17. und 18. Jahrhundert gründeten die Jesuiten im Rahmen ihrer Missionierungsbestrebungen, „reduciones“ genannte Siedlungen in vielen Ländern Südamerikas. Hier fanden Indigene Schutz vor den Konquistadoren, denn ungetaufte Indigene wurden in der Regel versklavt. In der Gemeinschaft der Reduktionen wurde erfolgreich Handwerk sowie Landwirtschaft betrieben. Sie wuchsen stetig und beheimateten in 1732 ca. 140.000 Menschen. 1767 wurden die Jesuiten nach vielen politischen Konflikten per Dekret des spanischen Königs des Landes verwiesen. Danach fielen die Reduktionen wiederum politischen sowie kriegerischen Auseinandersetzungen und schließlich dem physischen Verfall zum Opfer. Die Anlage in San Ignacio Miní sowie weitere Reduktionen in Argentinien wurde zwischen 1940 und 1948 nach und nach restauriert und 1984 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Ein sehr schöner Ort und eine willkommene Abwechslung auf der sonst sehr eintönigen Fahrt.
Iguazú Wasserfälle – Argentinische Seite
In Puerto Iguazú angekommen, finden wir einen kleinen Campingplatz für die Nacht. Gut ausgeruht starten wir um 08:15 Uhr, kurz nach Öffnung der Tore, die Erkundung der Wasserfälle. Es ist um diese Zeit noch nicht allzu heiß und es sind weniger Menschen unterwegs. Von der Argentinischen Seite fällt der Rio Iguazú über unzählige Wasserläufe die Hänge hinunter. Besonders bekannt ist die Schlucht, La Garganta del Diablo (Teufelsschlund), in der unglaubliche Wassermassen in die Tiefe stürzen. Neben dem Teufelsschlund, gibt es noch zwei Rundwege, die unterschiedliche Perspektiven auf die Wasserfälle bieten, einmal von oben (upper circuit) und einmal eher von unten (lower circuit).
Wir starten mit dem unteren Rundweg, von dem aus wir einige Wasserfälle noch in aller Ruhe und in ihrer vollen Schönheit – eben von unten – bestaunen können. Auf dem Weg nach unten beäugt uns ein kunterbunter Tukan aus dem grünen Blätterdach – wie gemalt!
Dann erblicken wir die Iguazúfälle vor uns. Die Dimensionen und die Vielfältigkeit, wie das Wasser hier über die Hänge fällt ist einmalig und davor steht im morgendlichen Sonnenlicht ein Regenbogen. Einfach wunderschön!
Wir laufen weiter an kleineren Wasserfällen vorbei bis zur Station der Schmalspurbahn. Von hier aus fahren wir pünktlich um 10:10 Uhr in Richtung des Teufelsschlundes. Der Name kommt nicht von ungefähr – es ist wirklich beeindruckend wie die Wassermassen hier tosend in die Schlucht stürzen. Wir sind froh, dass die 1 Kilometer lange Steg-Konstruktion hinaus bis an den Abgrund wieder in Takt ist, denn einige Wochen zuvor war sie nach starken Regenfällen noch gesperrt.
Pünktlich zur Mittagspause kommen die Nasenbären aus den Bäumen geklettert, um bei den Touristen ein paar Happen abzustauben. Frech laufen sie zwischen unseren Füßen hindurch während wir auf den Zug warten, der uns zurück zur „Hauptstation“ bringt. Wir machen dort Mittagspause und essen unser Sandwich, geschützt vor den Nasenbären, in einem großen Käfig – wie im Zoo auf der anderen Seite 😉
Bei inzwischen gut 35°C und einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit „kämpfen“ wir uns schließlich noch über den oberen Rundweg. Es sind nun einige Menschen auf den Stegen unterwegs, aber hier oben stört uns das nicht zu sehr. Die schönsten Aussichten hatten wir bereits genossen.
Mit leicht gesenktem Blick sehen wir hier aber andere interessante Dinge: Schmetterlinge, Schildkröten im Fluss und riesige Ameisen 🙂
Die Pumas und Leoparden, die ebenfalls im Park leben sehen wir nicht, nur auf den Schildern, die ermahnen langsam zu fahren. Das tun wir natürlich, zurück auf dem Weg nach Puerto Iguazú, wo wir am Nachmittag die Grenze nach Brasilien überqueren. Denn wollen wir natürlich auch die andere Seite der Iguaçu Fälle sehen, die wir im Nachhinein sogar noch schöner fanden!
Bevor wir das herausfinden, verbringen wir erst noch einen Tag auf einem schönen Campingplatz, auf dem wir wieder auf andere Overlander und gemeinsam auf ein paar “Capis” treffen 😉
Ein nett angelegter Vogelpark, ist gleich um die Ecke. Mehr als 50% der Vögel stammen aus illegalem Tierhandel oder nicht artgerechter Gefangenschaft. Und ein paar Reptilien bzw. Libellen gibt es ebenfalls zu bestaunen….
Iguaçu Wasserfälle – Brasilianische Seite
Vom Campingplatz laufen wir nur knapp 10 Minuten bis zum Parkeingang von dem aus Pendelbusse zu drei Stationen entlang der Wasserfälle fahren. Wir folgen einem Tipp und fahren mit einem der ersten Busse am Morgen direkt zur letzten Station, da man dann dort noch kurz in Ruhe die Aussicht genießen kann. Der Tipp hatte sich anscheinend noch nicht herumgesprochen, denn auf dem Weg zur letzten Station, saßen wir alleine im Doppeldeckerbus. Aber es lohnte sich!!! Wir waren zumindest fast die einzigen Menschen auf den Aussichtsplattformen und konnten es erst gar nicht fassen, wie schön der Blick von dieser Seite aus ist.
Mit einem Aufzug fahren wir hinunter zur Basis, ganz nah vorbei am fallenden Wasser und gehen weiter die Steg-Konstruktion entlang in Richtung des Teufelsschlundes. Dieses mal schauen wir allerdings hinauf, werden aber mindestens genauso durchnässt vom zerstäubten Wasser. Auch hier sind wir noch fast alleine auf dem Steg…
Mit einem glücklichen, breiten Grinsen im Gesicht laufen wir gegen den Besucher-Strom den Pfad zurück zur mittleren Busstation, genießen dort noch ein Weilchen den Blick von einer schattigen Bank, bevor wir den Bus zurück zum Parkeingang nehmen.
Zurück am Campingplatz packen wir den Fox zur Abreise. Wir wollen weiter in Richtung Osten, bis an die brasilianische Atlantikküste, an der wir hoffentlich ein paar schöne Stränden zum Surfen finden 🙂
Dear Anne,
what an exciting journey and experience your are living!
Thanks a lot for your blog, really fascinating to read your findings, experiences and beautiful pictures!
Take care & enjoy
Greetings from rainy Belgium
Geert
Dear Geert
how wonderful to read from you!!! I wish I could send some sunshine from Brazil to you. But is was raining here today as well 😉 Whatever the weather will be, have a great Easter weekend 🐰.
Anne
Wow, was für ein Wasserfall. Führt der Fluss auch so viel Wasser wie in der Vergangenheit? Auf unserer Tour nach Südtirol warne wir doch negativ überrascht, wie wenig Wasser die Bäche und Flüsse dort zur Zeit führen.
Der Zug war aber nur eine Parkeisenbahn, oder?
Hey Björn 😊👋🏼
Der Rio Iguaçu führte als wir dort waren im Vergleich zum Jahresdurchschnitt recht viel Wasser. Es war toll anzusehen, wie es in die Tiefe fiel 🤩. Und ja, wir sind mit einer kleinen Parkeisenbahn gefahren. Bei der Hitze war es wirklich angenehm, einen Teil der Wege nicht laufen zu müssen 😁. Viele Grüße in die Heimat und ein schönes Osterfest 🐰.