Zu Beginn unserer Reise, im Oktober 2022, saßen wir südlich von Buenos Aires mit Erick zusammen und haben Kaffee getrunken. Erick ist Programmierer und arbeitet seit 10 Jahren remote aus verschiedenen Ländern Südamerikas.
Er gibt uns viele tolle Tipps für Argentinien, Bolivien und Chile. Auf seine Frage, ob wir auch nach Brasilien reisen werden, sagen wir entschieden, “nein, das liegt nicht auf der Route”. Schade sagt, Erick, denn es gibt so viele schöne Orte in Brasilien. Er zeigt uns Fotos von kristallklaren Flüssen im Südosten des Landes und schwärmt vom Pantanal, mit seiner einmaligen Landschaft und Tierwelt.
“Ein anderes mal.” sagen wir etwas traurig, denn die Bilder und Ericks Begeisterung machen Lust, sofort dorthin zu fahren.
Nun sechs Monate später, waren wir im kristallklaren Rio Sucuri bei Bonito schnorcheln und haben im südlichen Pantanal zumindest einen kurzen Eindruck von diesem einmaligen Fleckchen Erde gewonnen. Zu unseren Eindrücken vom Pantanal schreibe ich separat.
In diesem Beitrag berichte ich über Bonito, was auf Portugiesisch “schön / beautiful” bedeutet. Der Ort an sich ist nichts besonderes, aber das Umland bietet so viel Schönes, dass kein anderer Name passender wäre. Es gibt neben den oben erwähnten kristallklaren Flüssen, auch Wasserfälle, unterirdische Grotten und Seen, deren Tiefe bis heute nicht erforscht werden konnte. Das alles eingebettet in viel Grün, mit einer vielfältigen und bunten Tierwelt.
Man kann leicht eine Woche hier verbringen und jeden Tag einen anderen Ausflug machen. Man muss sich dazu allerdings komplett dem organisierten Tourismus ausliefern. Tickets (zu einem fixen Preis) werden hier nur von Agenturen in Bonito verkauft. Es macht Sinn ein paar Tage im Voraus zu reservieren, da die Anzahl der Besucher je nach Ausflugsziel begrenzt ist. Das nimmt einiges an Spontaneität, aber es läuft vor Ort dann alles super entspannt und es gibt kein Verhandeln oder Schlangen für Tickets. Außerdem können so die Besucherzahlen besser gesteuert werden, damit man die Natur entspannt und hoffentlich noch lange genießen kann.
Wir finden einen schönen Stellplatz auf der „Pousada Peralta“ am Stadtrand von Bonito. Hier können wir nicht nur den Pool und den schönen Garten der Apartment-Anlage mitbenutzen, sondern auch direkt unsere Ausflüge organisieren.
Da das Wetter in den ersten zwei Tagen noch sehr regnerisch ist, besuchen wir zunächst die Gruta Lago Azul. Das ist ein halboffene Tropfsteinhöhle an deren Grund ein blau leuchtender See liegt – besonders schön anzusehen im Morgenlicht. Die Höhle ist das Wahrzeichen Bonitos – nicht wirklich spektakulär aber ein netter Ausflug an einem regnerischen Tag. Das Highlight an diesem Tag ist eher das Mittagessen, im Restaurant „Juanita“. In entspannter Atmosphäre schlemmen wir lokalen Flussfisch vom Grill, dazu einen riesigen Salat und frischen Maracuja-Saft. Herrlich 🙂
Am nächsten Tag scheint die Sonne wieder und wir brechen am Morgen auf zum Rio Sucuri. Er ist einer der klarsten Flüsse in der Region und bietet mit 1,8km die längste Floating-Strecke. „Floaten“ nennt man es hier, wenn man sich in Schnorchel-Ausrüstung und Schwimmweste in der Flussströmung treiben lässt. Unser Guide führt uns zunächst einen kleinen Weg durch den Jungle und teilt ein paar interessante Informationen zur Gegend, dem Fluss sowie der Vegetation und den Tieren die hier leben. Es ist ein wirklich wunderschöner Ort und das Wasser extrem klar! Nach einer kurzen aber gründlichen Einweisung an einer Plattform am Fluss „floaten“ wir los.
Unter Wasser sind wir umgeben von unzähligen bunten Fischen und Wasserpflanzen. Einige der Pflanzen blühen weiß und an einigen Stellen schweben wir durch die Sauerstoffblasen die von den grünen Pflanzen im Sonnenlicht aufsteigen – Photosynthese im Reallabor 😉 Mit den Ohren über Wasser hören wir den Fluss und die Geräusche aus der Umgebung – meist Vögel. Zwischendurch lassen wir uns streckenweise auf dem Rücken treiben – mit Blick in den sonnigen Himmel und in die Bäume, in denen Kapuzineraffen leben.
Nach einer knappen Stunde in dieser einmaligen Flusswelt, klettern wir schlotternd aber mit einem breiten Grinsen aus dem Wasser. Eine wirklich einmalige Erfahrung 🙂 Einige der Bilder haben wir von einer Agentur bekommen, die unterwegs Fotos von uns gemacht hat – also nicht wundern, dass hier teilweise keine eigenen Aufnahmen zu sehen sind. Aber ich hätte es nicht besser ablichten können 🙂
Wir wollten nördlich von Bonito am nächsten Tag eigentlich Wasserfälle zum Wandern und Baden besuchen, aber noch immer etwas zitternd vor Kälte sagen wir diese Tour nach dem Floaten ab. Stattdessen relaxen wir etwas auf der Pousada. Vom Pool aus konnten wir wunderbar die dort lebenden Vögel beobachten: meine Favoriten waren die kleinen Kolibris, die mit einem schnalzenden Geräusch von Blüte zu Blüte geschwirrt sind und ich alle Mühe hatte ihnen mit der Kamera zu folgen. Daniel hat meist zu den Tukanen hochgeschaut die morgens und abends hier paarweise vorbeigeflogen kamen. Den ganzen Tag über tummelten sich etliche bunte Aras und kleinere grüne Papageien im Garten. Sie wurden allerdings regelmäßig gefüttert und waren daher niemals weit entfernt …
Auf den Straßen um Bonito, die meist unbefestigt sind, läuft uns an einem Nachmittag auch ganz entspannt ein Großer Ameisenbär über den Weg. Dieses ca 2m lange Tier sieht nicht sehr gut, verfügt aber über einen sehr guten Geruchssinn. Damit spürt er Termitenhügel auf – seine Speisekammern. Bis zu 35.000 Ameisen frisst so ein Tier pro Tag, aber lässt in jedem Hügel immer genug Bewohner zurück, um auch in Zukunft dort etwas zum Fressen zu finden.
Bonito – toller Ort, an dem wir fünf, teils regnerische aber wirklich “días bonitos” (schöne Tage) verbracht haben. Danke Erick!