Infierno – als Hölle, hatte der Bischof von Panama die Galapagos Inseln bezeichnet, als er dort 1535 an Land ging. Nach wochenlanger Flaute ist sein Schiff auf dem Weg von Panama nach Peru vom Kurs abgekommen und hier gestrandet. Was sie vorfanden war zwar Festland, aber es gab (und gibt) hier kein Grundwasser. Außerdem standen sie offensichtlich dummen, tollpatschigen Vögeln gegenüber, die keine Angst vor ihnen hatten – Tölpel …. „blau-füßige Tölpel“.
Das und vieles mehr hat uns Galo unser Naturalist Guide während unseres 5-tägigien Aufenthaltes auf den Galapagosinseln erzählt.
Ende Juni haben wir uns nach etwas Recherche entschlossen, eine Kreuzfahrt auf den Galapagosinseln zu machen. Auf diesem Weg kommt man zu entlegeneren Inseln und muss keine Tagesausflüge oder Speedboote zwischen den Hauptinseln buchen. Man muss sich allerdings etwas Gedanken zur Route machen, denn alle Inseln kann man in kaum einer Cruise besuchen. Es sei denn man bucht eine 15-tägige Reise, was für uns allerdings keine Option war. So viel Zeit wollten wir nicht am Stück auf einem Schiff verbringen und vor allem kostet so eine lange Cruise ein Vermögen – auch wenn man, wie wir, einen ordentlichen Last Minute Discount bekommt.
Wir suchen also nach folgenden Kriterien:
- Reisezeit: Anfang Juli, da uns die Zeit langsam knapp wird und wir in Kolumbien noch ausreichend Zeit haben wollen
- Dauer: 5 Tage, um so eine Art zu Reisen mal auszuprobieren und einen “good value for money” last minute deal zu bekommen
- Route: östliche Route inklusive u.a.: Genovesa Island (entlegene “Vogel Insel” ganz im Norden), San Cristobal und Kicker Rock (wo man mit Hammerhaien schnorcheln kann)
- Schiffstyp: Katamaran, da diese angeblich stabiler im Wasser liegen, denn im Juli kann der Pazifik schon mal etwas rauer sein
Über die Reiseagentur galapagoslastminute.com finden wir ein passendes Angebot mit der Anahi Yacht und eine Woche später am 7. Juli soll es bereits losgehen. Von Lobitos aus fahren wir mit einem Zwischenstopp im Norden Perus nach Guayaquil in Ecuador. Für unseren Fox finden wir hier am Parkplatz des Macaw Hostals einen sicheren Parkplatz. William, der dort seine Reiseagentur betreibt, gibt uns nicht nur tolle Tipps für die weitere Reise in Ecuador, er fährt uns auch am nächsten Morgen um 06:00 Uhr zum Flughafen. Von hier aus geht unser Flug direkt auf die Galapagos Insel Santa Cruz.
In Santa Cruz angekommen warten wir am Flughafen noch, bis zwei weitere Flieger gelandet sind, bevor wir mit dem Bus zur Bucht fahren, in der unser Katamaran vor Anker liegt. Wir sind schwer beeindruckt von der Anahi – eine echte Luxus Yacht 🙂
An Bord erhalten wir zunächst ein Briefing zur Orientierung und Sicherheit auf dem Schiff sowie über unserer Route. Galo erklärt uns auch die wichtigsten Regeln, die wir im Nationalpark einhalten sollen, u.a. zwei Meter Abstand zu den Tieren zu halten. Diese Regel wurde nicht von allen eingehalten. Aber dazu später mehr …
Nach dem Briefing gibt es ein leckeres Mittagessen und Zeit zum Entspannen. Wir warten noch auf die letzten der insgesamt 13 Gäste. Sie kommen aus Neuseeland und auf ihrem langen Weg hatten sie verspätete Flieger. Kaum sind Mary und Steve an Board, startet unser Programm. Wir fahren zu einer Bucht, in der wir einen kleinen Spaziergang unternehmen. Hier treffen wir auf die ersten Blaufußtölpel und Rote Klippkrabben. Danach gehen wir mit kleinen Haien und großen Schildkröten in der Bucht schnorcheln.
Zurück an Bord wartet bereits ein kleiner Snack auf uns. Vor dem Abendessen gibt es das Briefing für den nächsten Tag und danach startet der Kapitän den Motor zur 100 Kilometer langen Fahrt nach Genovesa Island. Das Meer ist etwas “choppy”, aber wir sind so müde, dass wir trotz des Wellengangs bald tief und fest schlafen.
Am nächsten Morgen können wir vom Boot aus die Insel und unglaublich viele Vögel sehen. Nach dem Frühstück, das jeden Morgen um 07:00 Uhr auf uns wartet, fahren wir mit den Zodiaks hinüber zu Genovesa Island. Es ist für uns unfassbar, wie nah wir den Tieren – vor allem den Vögeln – hier kommen können. Sie haben keine natürlichen Feinde und somit auch keine Angst vor Menschen. Nester bauen die Vögel direkt auf dem Boden, oder in den Büschen entlang des Strandes. Es war teilweise unmöglich hier 2 Meter Abstand zu halten, denn der Weg war nicht breit genug 😉 Wir sehen neben vielen Blaufüßtölpeln (Blue footed Boobies) auch die zwei weiteren hier lebenden Arten: Red Footed Boobies und Nasca Boobies – die haben grüne Füße 😉
Außerdem wimmelt es von Fregattvögeln, den Räubern unter den Seevögeln. Sie können nämlich nicht tauchen und müssen sich den Fisch daher auf andere Art und Weise besorgen. So haben sie ihre Flugfähigkeit perfektioniert und können unglaublich elegant in hohe Höhen segeln. Von dort stürzen sie hinab, um anderen Jägern, ihren Fang zu stehlen. Sie attackieren auch mal an Land nistende Boobies oder “stehlen” Nestbaumaterial, wie einen Stock, wenn man ihn in die Luft hält. Galo demonstriert uns das natürlich live vor Ort und erklärt uns begeistert jedes Detail zu den Vöglen der Galapagos Inseln, die er liebt, wie seine Familie. Was wir hier vor unseren Augen sehen ist besser, als in jeder Natur-Dokumentation
Entlang unserer kleinen Wanderung waten wir durch eine kleine Lagune in der junge Seelöwen spielen. Vor unseren Augen machen sie Saltos, als ob sie Applaus erhaschen wollten – unglaublich.
Nach dem Landausflug gibt es wieder einen Snack und eine kurze Pause, bevor wir mit den Zodiaks zum Schnorcheln fahren. Daniel sieht entlang der Steilküste ein seltenes Pärchen von Tiger-Rochen, allerdings ist das Meer noch immer ziemlich rau und einige von werden bereits etwas seekrank. Nach dem Mittagessen fahren wir nur noch mit einem der beiden Zodiaks zum zweiten Schnorchelausflug. Wegen des Seegangs können wir nicht hinaus zu den Hammerhaien, aber ich werde im Wasser prompt von einem jungen Seelöwen begrüßt, der mit mir spielen will 🙂
Gegen Abend machen wir noch einen Landausflug zu einem anderen Teil der Genovesa Island, bei dem wir nach einer hier lebenden “Short-eared Owl” (Sumpfohreule) Ausschau halten. Sie ist ein wahrer Meister darin, sich in der kargen Landschaft zu tarnen. Aber beim Justieren unseres Fernglases erspähe ich (aus Versehen) eine kleine Eule am Boden sitzen. Bonita, eine der zwei Hobby-Ornithologen an Bord freut sich sehr und schießt eine tolles Foto, das sie mir für diesen Blog netterweise überlassen hat, sowie auch ein Foto des Tropic Birds, den ich nicht “erwischt” habe.
Nach erfüllter Mission geht es zurück an Bord. Wie jeden Abend gibt es um 19:00 Uhr Abendessen und auch an diesem Tag starten wir direkt danach mit der Überfahrt zu unserem nächsten Ziel – die Plaza Islands. Für diese Nacht wurde uns allerdings ein “very choppy ride” angekündigt und dieses Versprechen hat der Pazifik auch gehalten. Am nächsten Tag erzählt uns Alejandro, der sich auf dem Schiff um all unsere Belange kümmert, dass diese Überfahrt auf einer Skala von 1 (ruhig) bis 5 (extrem) eine 5 war.
Es stimmte mich etwas versöhnlich, denn ich hatte so etwas noch nie erlebt, und möchte es wohl auch nicht noch einmal erleben. Daniel hat zum Glück nach dem Abendessen bereits seine zweite Vomex genommen. Ich werde normalerweise nicht schnell seekrank, aber habe gegen 21:00 Uhr dann doch eine Tablette geschluckt – ich bin im Bett nur noch auf und ab geflogen. Das war jedoch bereits zu spät und wenig später muss ich auf allen vieren in Richtung Bad krabbeln. Zum Glück erreichen wir gegen 02:00 Uhr morgens die geschützte Bucht der Plaza Inseln und alle finden noch ein paar Stunden Schlaf, bevor wir in einen weiteren Tag mit Landausflügen und Schnorcheln starten.
Es erwartet uns eine komplett andere Vegetation und Tierwelt: Kakteen und Landechsen leben hier und im Meer sehen wir große Schwärme von Doktor- und Engelfischen.
Später können wir diese beim Schnorcheln an der Santa Fé Island aus nächster Nähe beobachten. Beim abendlichen Spaziergang über die Insel sehen wir noch einen ganz besonderen Bewohner der Galapagos Inseln. Eine kleine Rattenart, nicht größer als eine Maus, die zwischen den Steinen wohnt. Galo hat sie an diesem Tag zum vierten mal in seinem Leben gesehen. Er war überglücklich und wir teilen seine Freude 🙂
Die folgende Nacht wird eine 1 und wir schlafen wie Steine in unserer schönen Kabine. An unserem letzten kompletten Tag auf den Galapagos Inseln erkunden wir einige Orte an der Ostküste von San Cristobal. Hier gibt es wesentlich höhere “Berge” zu denen wir hinaufsteigen und die Aussicht genießen. Neben uns knabbert eine kleine Eidechse die winzigen weißen Blüten eines Bodendeckers – auch sie hat keine Angst vor uns. Auf dem Weg begegnen wir wieder einigen Blaufußtölpeln – unter ihnen einen besonders attraktiven Herren, der mit hellblauen “Balz-Füßen” vor uns posiert 🙂 Andere waren schon erfolgreich und brüten auf ihrem “Nest” – gut markierten Kreisen mitten auf dem “Weg” ….
Später gehen wir wieder schnorcheln und können mit einer ganzen Kolonie von Seelöwen im Wasser spielen, bzw. sie spielen mit uns! Hier wären wir teilweise froh gewesen, hätten sich die Tiere an die 2-Meter-Abstandsregel gehalten, denn Auge in Auge mit einem 1,8 Meter langen Seelöwen habe ich mich doch etwas mulmig gefühlt. Das gleiche dachte wohl auch ein ausgewachsener Weißspitzen-Hai, der von vier schwergewichtigen Seelöwen unter unseren Augen aus der Bucht gejagt wurde.
Am Nachmittag erwartet mich leider eine Enttäuschung: wir dürfen am Kicker Rock – dem Spot, um Hammerhaie zu sehen, nicht schnorcheln gehen…. Dies ist seit einiger Zeit für die Kreuzfahrt-Schiffe verboten und nur noch möglich, wenn man einen Tagesausflug an Land bucht. Wir überlegen kurz, ob wir unseren Rückflug verschieben, um am nächsten Tag noch einmal zum Kicker Rock zu fahren. Aber der letzte Schnorchelausflug an diesem Tag an der Sea Lion Island begeistert uns so sehr, dass wir es “gut sein lassen”. Wir haben wieder mit Seelöwen gespielt, sind mit tausenden von bunten Fischen, wie in einem Aquarium, geschwommen und haben einen großen Rochen am Sandboden beobachten können. Außerdem konnten wir hautnah erleben, wie elegant die blaufüßigen Tölpel sich unter Wasser bewegen können. Sie sind wie Pfeile dicht neben uns ins Wasser gestürzt um Fische zu fangen – wieder mal wird hier die 2-Meter-Regel nicht eingehalten 😉 Wir haben so viele unbeschreibliche Eindrücke über und unter Wasser gesammelt, dass wir auf die Hammerhaie verzichten können.
Dennoch sind wir traurig, als wir am Abend im Hafen von San Cristobal vor Anker gehen. Viel zu schnell ging die Zeit vorüber …. aber vielleicht kommen wir ja noch einmal zurück, zu den Hammerhaien und vor allem, um auch die westlichen Inseln zu erkunden. Wir trösten uns am Abend in Gesellschaft von Rick aus Miami bei einem Bier auf San Cristobal und der Anblick dieses Pelikans am Pier bringt uns ebenfalls zum Lächeln.
Zum Abschied besuchen wir am nächsten Morgen noch ein Schutzreservat für Landschildkröten auf San Cristobal. Seit 15 Jahren werden hier Schildkröten großgezogen und groß bedeutet hier bis zu 350Kilogram schwer. Es ist faszinierend zu sehen, wie aus winzigen, perfekt geformten Schildkrötchen in über 100 Jahren Lebenszeit diese mächtigen Kolosse heranwachsen.
Wir hören aber auch, wie schwer es ist solche Projekte als Privat-Mensch zu unterstützen. Leider gibt es auch hier viel Korruption und wir hoffen, dass die Tiere und Menschen, die die Galapagos Inseln schützen, genug finanzielle Mittel bekommen, um dieses Paradies zu erhalten.