Nachdem wir den Surf-Stopp in Mompiche aufgrund fehlender Wellen und zu viel Regen streichen mussten, fahren wir bereits Ende Juli bei Ipiales über die Grenze nach Kolumbien. Die Einreise für den Fox dauert hier etwas länger, da man die Dokumente selbst über ein etwas aufwändigeres Verfahren hochladen muss und es uns entweder an Akkuleistung oder Internetverbindung mangelt. Nach gut drei Stunden haben wir aber auch diesen Grenzübergang geschafft. Es ist der letzte auf unserer Reise. Im Nordwesten Kolumbiens, genauer gesagt in Cartagena, werden wir den Fox Anfang September wieder auf ein Schiff in Richtung Europa verladen.
Ecuador haben wir nun ziemlich zügig durchquert, aber sind dennoch positiv überrascht, wie viel dieses kleine Land zu bieten hat. Außerdem haben wir so nun noch etwas länger Zeit, um Kolumbien zu erkunden, das angeblich so super schön und vielfältig sein soll: vom Karibikstrand, über Dschungel, Hochland, Kaffee, Musik, gutes Essen und freundliche Menschen. Das haben wir zumindest immer wieder gehört.
Was uns allerdings fehlt, ist Energie. Nach so viel Routen-Planung in den letzten Monaten, fällt es mir schwer, die perfekte Linie für uns durch dieses große Land zu zeichnen. Glücklicherweise haben wir Hilfe. Felipe und Julia, die wir noch aus “Erlangener Zeiten” kennen, wohnen seit vielen Jahren in Bogotá und reisen selbst viel mit ihrem Off-Road Fahrzeug durchs Land.
Felipe sendet uns tolle Inspirationen und so wollen wir nach dem Grenzübergang über den Osten in Richtung Bogotá fahren. Kurz hinter Ipiales empfängt uns Kolumbien erstmal mit viel grüner Landschaft, die wir aus Ecuador bereits kennen. Die Dieselqualität scheint hier allerdings nicht allzu gut zu sein. Vor uns sehen wir viele schwarz rauchende Lastwagen.
Im kleinen Städtchen Pasto sind wir zwar zu spät, um noch eine Autoversicherung zu kaufen – die gibt es hier u.a. im Supermarkt – aber erstehen zumindest noch eine lokale SIM Karte und Bargeld. Das ist inzwischen Routine 😉 Mit Sonnenuntergang fahren wir nicht weit oberhalb der Stadt auf das nette Grundstück von Fernando und Diana. Wie so viele Menschen, die wir auf unserer Reise getroffen haben, bieten auch sie Reisenden einen sicheren Stellplatz für die Nacht. Seit Peru haben wir kaum noch frei entlang der Route übernachtet, denn wir hören immer wieder von Menschen, die dabei überfallen wurden. So verzichten wir zwar etwas auf das Freiheitsgefühl, aber lernen immer wieder tolle Menschen kennen 🙂
Am nächsten Tag fahren wir nochmals nach Pasto, erstehen die Autoversicherung und ein paar Kanister Trinkwasser im exito-Supermarkt und machen uns dann auf den Weg zum “Trampolin del Diabolo” bzw. “Trampolin da la Muerte”. So heißt eine für ihren Abenteuerfaktor bekannte Straße. Sie ist schmal, unbefestigt und wird im Gegensatz zur “Death road” in Bolivien, noch regulär in beide Richtungen befahren – auch von schweren LKWs. Bei regnerischen Wetter kommt es immer wieder zu Erdrutschen und Unfällen. Als wir Pasto verlassen sieht der Himmel aber einigermaßen freundlich aus 🙂
Es wird eine tolle Fahrt durch grüne Berge, mit einem imposanten Sonne-Wolken-Mix. Daniel fährt uns routiniert entlang der schmalen Straße, durch Wasserläufe, entlang vom Erdrutsch unbefestigter Abhänge und vor allem mit einigen Rangier-Einlagen mit dem uns entgegen kommenden Verkehr.
Irgendwann lassen wir einen roten Lastwagen an uns vorbei ziehen, dem wir danach dankbar durch einige enge Passagen folgen. Er fährt die Strecke nicht zum ersten mal und hat anscheinend keinen Rückwärtsgang 🙂 Bald folgen wir ihm in einer Karawane von drei LKWs und ein paar Minibussen und so hat der rote LKW noch einige “Meinungsverstärker” im Rücken. Das heißt, wir müssen die nächsten Kilometer nicht mehr ausweichen 🙂
Als wir uns gegen Abend wieder ins Tiefland hinabschrauben, fahren wir durch dichte Wolken, aber es bleibt zum Glück trocken. Mit dem letzten Tageslicht erreichen wir einen kleines orange-grünes Haus. Wir hatten gelesen, dass man dort campen kann und wir werden von Antonio sehr herzlich willkommen geheißen. Er kommt ursprünglich aus Granada in Spanien und lebt nun mit seiner großen Familie am Rande der Straße. Wir teilen uns mit ihnen ein simples WC und Dusche, inzwischen fast normal für uns, und verbringen eine ruhige Nacht.
So sind wir von Ipiales und Pasto aus über das Trampolin nach Kolumbien gesprungen – ein guter Start 🙂