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San Agustin

  • 4perture 

Nach der Fahrt entlang des “Trampolin de la Muerte” wollen wir nach San Agustin – einem Ort nach dem die gleichnamige Kultur benannt wurde- Die San Agustin Kultur bevölkerte die fruchtbare Region am Rio Magdalena zwischen 2.000 vor Christus bis ins 16. Jahrhundert, als die Spanier den Kontinent eroberten.

Die Strecke nach San Agustin ist eigentlich nicht sehr lang, aber kurz hinter Mocoa stehen wir plötzlich im Stau. Erst vermuten wir eine längere Baustelle, da viele Menschen bereits aus ihren Autos ausgestiegen waren und auf der Brücke in den Fluss schauten.

Wir schaffen es, uns noch ein Stückchen weiter oben in die Schlange einzusortieren und stellen den Motor ab. Die Sonne brennt vom Himmel und während andere in den Schatten der Bäume flüchten oder ihre Klimaanlagen laufen lassen, isolieren wir unsere Fenster und schalten den Ventilator an.

Nach einer guten halben Stunde laufe ich ein Stück die Straße hinauf, um zu sehen, was los ist. Eine kleine Gruppe von LKW Fahrern klärt mich schließlich auf, dass es sich hier nicht um eine Baustelle handelt, sondern um eine Blockade der Indigenen Bevölkerung. Sie verhandeln mit den Behörden darum, mehr Land und günstigere Treibstoffe zu erhalten. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, blockieren sie wichtige Verbindungsstraßen im Land. Hier kommt erstmal niemand durch.

Straßenblockaden bzw. “bloqueos” sind in ganz Südamerika ein ganz “normales Hindernis” im Straßenverkehr. So reagieren die LKW Fahrer auch ganz gelassen, als ich frage wann es weitergeht: “Das weiß keiner, aber um 18:00 Uhr sollte spätestens Schluss sein”. Es ist kurz nach Zwölf und so laufe ich zurück zum Fox und wir machen uns erstmal etwas zum Essen. Die Eisverkäufer fahren mit Lautsprechern die Straße entlang und machen das Geschäft des Jahres.

Gegen 14:00 Uhr gehe ich mir nochmals die Beine vertreten und kurz bevor ich die Blockade erreiche – eine Fahne, ein paar Äste auf der Straße und eine Menschenmenge – geht plötzlich ein Aufruf durch die Menge: “Motos y carros!!!” Noch nie habe ich in Südamerika so viele Menschen auf einen Schlag laufen und rennen gesehen… Auch ich bin froh, dass ich die Turnschuhe angezogen hatte und als ich beim Fox ankomme, startet Daniel gerade die Zündung. Keinen Kilometer später passieren wir die Blockade und die Menschen jubeln. Anscheinend haben sie Erfolg gehabt…. wenn auch nur kurz, denn einige Tage später hören wir, dass es in der Gegend wieder viele Straßen gesperrt sind.


In Ecuador gab es in der gleichen Zeit Ausgangssperren, da es in einigen Regionen zu Unruhen mit Toten kam, unter anderem in Guayaquil und Esmeralda …. wir hatten dort nur eine erhöhte Anzahl an Kontrollen von Polizei und Militär erlebt – die für uns alle sehr freundlich von Statten gingen. Aber auch im Süden Perus und in Bolivien scheint die “Saison der Bloqueos” wieder zu beginnen. Auch hier, so lesen wir, gibt es wieder viele Blockaden – gerade in der Gegend um den Titikaka-See.

Wir sind fast erstaunt, dass wir erst nach zehn Monaten diese Erfahrung gemacht haben und froh, dass wir nach nur drei Stunden wieder fahren dürfen.

Gegen Abend erreichen wir das in den Hügeln gelegene und angenehm kühle San Agustin. Wir parken in der Nähe des kleinen, recht touristischen Städtchens auf einem Campingplatz. Von hier aus können wir bequem zu Fuß sowohl ins Zentrum hinunter als auch zum Archäologischen Park hinauf laufen. Es hatte in den vergangenen Wochen viel geregnet, aber hier ist die Wiese inzwischen wieder trocken und wir bekommen in den nächsten drei Tagen nur wenig Regen ab.

Camping Gamcelat


Der erste Fußmarsch geht bergab, zu einem Restaurant an der Hauptstraße. Seit langem essen wir wieder einen (vegetarischen) Burger und ein gutes Steak (für Daniel). Dazu gibt es ein Bier und Rockmusik. Eine willkommene Abwechslung für uns, denn in den letzten Tagen hatten wir meist in lokalen Restaurants an der Straße gegessen. Das war ebenfalls super lecker, aber Burger und Bier sind eben doch ab und zu einfach gut 🙂


Am nächsten Tag laufen wir hinauf zum Archäologischen Park, vorbei an Fincas und Kaffeeplantagen in den grünen Hängen. Wir verbringen fast drei Stunden damit, durch das kleine Museum und die großzügige Außenanlage zu schlendern. Im Dschungel sind hier sehr schöne Spazierwege angelegt und zwischendrin immer wieder Lichtungen auf denen man die Ausgrabungen der 2.000 Jahre alten Stein-Figuren der San Agustin Kultur bestaunen kann. Wie um viele der alten Kulturstätten in Südamerika, ranken sich auch hier überwiegend Vermutungen darum, was diese Figuren zu bedeuten haben, aber ein spiritueller Hintergrund ist wohl nicht abzustreiten.


Nach dem vielen Auto-Fahren in den letzten Tagen, genießen wir es durch die grüne Landschaft zu laufen und besonders den Ausblick vom höchstgelegenen Teil des Parks.

Am Abend spazieren wir wieder hinab in den Ort, gehen dieses mal einen original kolumbianischen Burger in einem recht esoterischen kleinen Lokal essen (ebenfalls vegetarisch) und danach finden wir noch einen Frisör, bei dem sich Daniel am Abend noch die inzwischen wieder recht langen Haar schneiden lassen kann. Die Menschen um uns herum sind überall super freundlich 🙂

Mit so viel gutem Essen und Kultur gestärkt schlafen wir noch eine Nacht wie Steine bei Don Marco auf dem Campingplatz. Am nächsten Tag führt er mich noch durch seinen kleinen Kräutergarten, bevor es für uns wieder in die Hitze geht – wir fahren in die Tatacoa Wüste.

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