Die Wettervorhersage für Chile zeigte für die nächsten Tage noch immer Regen an, aber es gab danach Aussicht auf Besserung. Am 24. Oktober haben wir daher Argentinien über den Paso Cardenal Antonio Samoré verlassen.
Die Grenzstation auf der argentinischen Seite war nur 20 Minuten von unserem letzten Stellplatz bei den Füchsen entfernt und die Ausreise lief super entspannt. Wir haben nach der Migration das TIP (temporäre Einfuhrgenehmigung für den Fox) direkt am Zollschalter abgegeben. Im Raum hing ein großer Bildschirm auf dem gerade „Fang des Lebens“ lief. Wir haben ein paar Minuten zusammen mit den GrenzbeamtInnen eine spannende Szene geschaut und fuhren dann noch ca. 30 Kilometer weiter bis zur chilenischen Grenzstation.
An der Passhöhe, auf ca. 1.300 Meter, haben wir Rast gemacht. Es gab noch recht viel Schnee dort oben und eine Marienstatue hat ein wachendes Auge auf die Durchreisenden. Die Natur ist sehr karg, die Bäume sind meist tot oder mit Flechten behangen. Vielleicht sind das noch die Auswirkungen des Ausbruchs des Puyehue Vulkans von 2011? Wir wissen es nicht genau, aber die Fahrt zwischen den Grenzen hatte eine etwas mystische Stimmung.
Die Einreise nach Chile war sehr simpel und im Vergleich zu Argentinien, sehr systematisch. Beim Einfahren in die Grenzstation, wurden zunächst unsere COVID Impfzertifikate kontrolliert, dann bekamen wir einen Handzettel ins Auto gereicht, auf dem alle Schritte der Einreise „für Dummys“ beschrieben waren. Wir holten uns also 1. den Einreisestempel, 2. das neue TIP für den Fox, und machten 3. online unsere Zollerklärung. Die Durchsuchung des Autos (4.) ging rasch. Dieses mal hatten wir auch kein Obst und Gemüse mehr an Bord 😉
Die Landschaft in Chile war ganz anders, als auf der argentinischen Seite der Anden. Aus einem sehr trockenen und windigen Klima kommend, wurden wir hier mit feuchter Luft und einem satten Grün empfangen. Die Landschaft erinnert etwas an die Voralpen – mit den kleinen Häusern, auf grünen Hügeln und bunten Kühen d’rum herum. Am Abend sollten wir noch weitaus stärkere „Heimatgefühle“ bekommen. Zunächst suchten wir aber in der ersten größeren Ortschaft hungrig nach etwas zum Essen. Ein Tipp aus der iOverlander App war mal wieder „cerrado“ (geschlossen) und so gingen wir ins nächst beste Lokal. Eine Karte gab es nicht, sondern die Wahl zwischen verschiedenen Arten Fleisch vom Assado (Grill). Uns wurde ein großes Stück Lamm mit Papas Fritas serviert. Dazu ein großer Salat, mit Tomaten und Avocado – ein Festmahl.
Kurze Randbemerkung: im argentinischen Patagonien waren die Supermärkte was Gemüse betraf sehr spärlich bestückt. Gute Tomaten gab es so gut wie nie. Dafür aber leckere Äpfel, Bananen und Orangen.
Leider war die Rechnung für das leckere Essen alles andere als angemessen. Der Wirt verlangte umgerechnet 60 Euro. Wir lasen später, dass das Restaurant wegen dieser Masche (vorab keine Preise nennen und dann eine satte Rechnung präsentieren) viele negative Bewertungen bekommen hat. Daniel verhandelte auf jeden Fall etwas länger mit dem Wirt und wir zahlten schließlich „soviel wir angemessen fanden“.
Weiter ging es in „die Hölle“ – wie ich es später sagte – nach Osorno. Vielleicht lag es am Wetter, oder dem ungewohnt dichten Verkehr, aber für mich hatte die Stadt nichts Schönes – bis auf ihren Namen, den auch der beeindruckende Vulkan ganz in der Nähe trägt. In Osorno haben wir auf jeden Fall eine lokale SIM Karte und etwas Bargeld an einem Geldautomaten bekommen, bevor wir das Weite suchten. In der iOverlander App haben wir einen Stellplatz an einem See ausgemacht und zügig angesteuert, da es bereits spät war.
Auf einer gut ausgebauten 2-spurigen Autobahn mit erstaunlich bekannter Beschilderung ging es rasch Richtung Süden – nach Frutillar. Der kleine Ort am Lago Llanquihue überraschte uns nicht nur mit einem einmaligen Blick auf den Osorno Vulkan, sondern auch mit seinen vielen deutschsprachigen Beschilderungen und Straßennamen. Wir fanden schnell heraus, dass dieser Ort von deutschen Einwanderern gegründet wurde und gönnten uns erst einmal ein leckeres Bier im Restaurant “Biergarten” (» mehr Info). Übernachtet haben wir gleich um die Ecke neben der Kirche.
Früh am Morgen haben uns die Bandurria Vögel (Brillenibis) geweckt, die überall in der Stadt auf den Bäume genächtigt haben. Der Blick auf den Osorno Vulkan war etwas von Wolken verhangen, aber im Morgenlicht sehr schön. Dass es zum Frühstück schwäbischen Apfelstrudel gab war zwar etwas irritierend, aber wir fingen an uns in Chile zu akklimatisieren. Auch hier sind die Menschen sehr freundlich und entspannt. Außerdem müssen wir uns keine Gedanken mehr machen, wo wir Bargeld abheben können, wie es in Argentinien regelmäßig auf der Tagesordnung stand. Wir können wieder fast überall mit der Karte zahlen und haben bisher ein gut ausgebautes Handynetz. … und wir schlendern sogar kurz durch einen kleinen “China Market”, in dem es all die Dinge gibt, die man wirklich nicht braucht 🙂
Mal sehen wie es weiter geht… Die nächste Etappe wird ein Abstecher auf die Chiloé Insel – ein Tipp von Erick und auch von Susi, der Frau von Jaime, die wir bei Don Edmundo getroffen haben.